Nutztiere? oder Haustiere?

Ich weiß, dass ich mich mit meinen Texten, zumindest teilweise, auf dünnes Eis begebe. Manchen von euch wird nicht gefallen, was sie lesen. Beispielsweise die Zeilen für meinen Freund Lisbot und all die anderen Seelen, die (wegen uns) frühzeitig ihr Leben gelassen haben. Ich versuche zu beschreiben, was mich beschäftigt, hier auf unserem Hof, wo wir versuchen, möglichst nachhaltige Lebensmittel zu produzieren.

Auch wenn ich noch nicht voll und ganz "Ja" dazu sagen kann, dass es "richtig" ist, Tiere zu töten und zu verwerten, so bin ich mir in einem Punkt völlig klar: Einer der Schlüsselpunkte, ist die Beziehung, der Bezug zu den Tieren. Ich bin davon überzeugt, dass es eine wesentliche Rolle spielt, welche Offenheit, Empathie und Wertschätzung wir den Tieren entgegenbringen. Wie wichtig wir ihre individuellen Persönlichkeiten nehmen. Wie achtsam wir mit ihnen umgehen und welche Verbindung und Kommunikation wir mit ihnen pflegen. Und ich meine dabei unsere Haustiere genauso, wie die Tiere, die wir "nutzen". In meiner Arbeit als Begleiterin von Menschen mit ihren Pferden und Hunden, habe ich beobachtet, dass viele Haustiere ebenso genutzt werden. Benutzt für die eigenen Bedürfnisse. Da muss bspw. ein Jagdhund noch gar nicht zur Jagd gebraucht werden, oder ein Reitpferd noch gar nicht geritten werden. Das "Gebrauchen" findet oft mehr auf einer emotionalen Ebene statt. Es ist, meiner Erfahrung nach, oft vielmehr die emotionale Bedürftigkeit, die bei den Tieren ausgelebt wird. Was vom Menschen fürsorglich gemeint ist, wird für die Tiere oft als respektlos erlebt. Beispielsweise übermäßiger Körperkontakt, der für die meisten Tiere völlig unnatürlich ist oder übermäßige Liebesbekundungen in Form von Futter, oder auch Accessoirs etc. Ich habe oft erlebt, dass die Tiere auf diese Art der Beziehung einsteigen, weil sie spüren, dass dies das Niveau der Verbindung ist, zu dem ihr Besitzer in der Lage ist und die meisten Tiere wollen es ihren Menschen recht machen und sehnen sich nach Verbindung. Was von unserer Seite als Tierliebe verstanden wird, wirkt für die Tiere sehr oft übergriffig und degradierend. Manche wehren sich dagegen und gelten dann als schwierig, manche arrangieren sich damit und finden ihren Weg damit gut umzugehen, andere resignieren, bekommen Krankheiten, oder Verhaltensauffälligkeiten. Ich glaube, wir sind uns vielfach nicht bewusst darüber, wie viele von unseren Bedürfnissen wir gerne von unseren Tieren befriedigt haben wollen. Sei es Zuneigung, Anerkennung, Bestätigung, etc. Je bewusster wir uns dieser Bedürfnisse und Bedürftigkeiten sind und je achtsamer wir damit umgeben, desto mehr werden wir in der Lage sein, eine tiefe Verbindung einzugehen. Eine Beziehung, in der es nicht mehr um Bedürftigkeit geht.

Ich finde es jedenfalls nicht richtig, die Tiere emotional zu nutzen und ich bin auch nicht damit einverstanden, sie rein als Fleisch.- und Milchlieferant zu sehen. Aber was dann? Oft sieht man Haustiere, die emotional gebraucht werden und Nutztiere, die weder respektiert, noch gesehen werden, die nichts weiter sind, als eine Nummer.. und Abstufungen davon. Selten sieht man respektvolle, achtsame, tiefe Verbindungen, in denen beide Parteien genährt und erfüllt sind. Vor allem nicht bei Nutztieren. Das Benutzen der Tiere, scheint eine tiefgründige Beziehung auszuschließen. Dabei liegt in eben dieser Beziehung, womöglich der Schlüssel zu einem friedlichen Zusammenleben. Ich würde es schön finden, wenn wir unsere Fähigkeiten so weit ausbauen, dass wir in der Lage sind, Beziehungen und Verbindungen mit den Tieren zu haben, die auf gegenseitigem Respekt basieren. So könnten Kooperationen zwischen Tieren und Menschen entstehen, die im Einklang mit den Kreisläufen des Lebens sind und von denen hoffentlich schlußendlich alle profitieren.