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Freiheit in einer Tier-Mensch-Beziehung

Oft werde ich gefragt, ob es nicht schwierig für mich ist, meine Pferde so weit weg stehen zu haben über den Sommer und sie so selten zu sehen? Manchmal fehlen sie mir sehr und ich würde mir wünschen, sie einfach mal kurz in der Nähe zu haben. Aber grundsätzlich empfinde ich es als ein großes Geschenk, dass sie den Sommer an einem so wunderschönen Platz, "in Freiheit" genießen können. Für mich bedeutet diese Freiheit nicht nur, dass sie so viel Platz haben, sondern auch, dass ich sie frei lasse. Vom Herzen und vor Allem auch vom Kopf her. Dass ich mich zurücknehme und sie für sich sein lasse. Seit vielen Jahren, bin ich sehr vorsichtig und achtsam damit, welche Bedürfnisse ich meinen Pferden gegenüber habe und ob diese denn auch in ihrem Sinne sind. Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto weniger hatte ich das Bedürfnis, etwas von ihnen "zu bekommen". Sei es ihre Aufmerksamkeit, Körperkontakt, sei es ein Spaziergang, vielleicht sogar mal ein Ritt. Momentan ist es für mich das Schönste, ihnen zu begegnen, von der Ferne, oder auch von der Nähe und zu spüren, dass wir verbunden sind. Dass wir einander wichtig sind und zusammengehören, völlig selbstverständlich. Es ist unsichtbar und doch so präsent. Ich empfinde gerade dieses Freilassen, dieses "Nichts von einander wollen und brauchen", als Basis für eine erfüllte Beziehung. Jahrelang wollte ich mit meinen Pferden etwas erreichen: frei spazieren gehen, reiten ohne Sattel, ohne Halfter, frei longieren, spielen usw. und ich habe gemerkt, dass mein Sein und Tun mit ihnen, unterschwellig immer das zum Ziel hatte. Schlußendlich habe ich all das erreicht und es hat mir doch nicht das gegeben, was ich mir erhofft habe. Im Reflektieren darüber, bin ich draufgekommen, dass mein Sein mit ihnen nicht frei war. Dass die Pferde zwar physisch frei waren, ich sie aber mit meiner Bedürftigkeit festgehalten habe, Dieses und Jenes erreichen zu wollen. Wenn ich meine Pferde jetzt nach einem Spaziergang oder einem Spiel frage, ist es ganz egal, wie die Antwort ausfällt. Ich erfreue mich einfach an dem Dialog der stattfindet und dass wir auf einander acht geben.


Zu erkennen, ob eine Beziehung vielleicht noch nicht so frei ist und Bedürftigkeit und Abhängigkeit einer tiefen Verbindung im Weg stehen, ist oft nicht so einfach. Es gibt so viele Ebenen und Facetten, wie, warum, mit wem.. wir eine Beziehung leben. Ich erlebe beispielsweise sehr oft, dass sich Menschen wesentlich mehr mit dem Wohlergehen ihres Tieres auseinandersetzen, als mit dem Eigenen. Warum ist das so und wem ist das dienlich? Oft vermischt sich dabei auch die Frage, wem was gut tut, weil angenommen wird, dass das was mir gut tut, auch meinem Gegenüber angenehm ist. Ich hatte schon oftmals das Gefühl, dass die Tiere sich unter Druck gesetzt fühlen, wenn sie eine so zentrale Rolle im Leben ihres Menschen spielen. Sie fühlen sich nicht mehr frei, eigenständig und auch selbstverantwortlich. Ich erlebe es als eine Gratwanderung, die sehr viel Achtsamkeit braucht, um bestmöglich für sein Tier zu sorgen und für es da zu sein und dabei aber nicht in die Übergriffigkeit abzugleiten. Es kommt dabei nicht darauf an, wieviel Zeit ich mit meinem Tier, oder für mein Tier verbringe. Ich kann wenig Zeit mit ihm sein und es vereinnahmen und ich kann viel Zeit mit ihm verbringen und wir fühlen uns dabei völlig frei und eigenständig.

Wie wir unsere Beziehungen leben, sagt sehr viel über uns aus und darin liegt, meiner Meinung nach, ein Schlüssel zur Selbsterkenntnis.




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