Die "erste" Begegnung mit dem Pferd
Ich möchte hier nochmal genauer darauf eingehen, wie eine „erste“ Begegnung mit einem Pferd aussehen könnte.
Wenn wir uns einem Pferd nähern, ganz egal wo, sollten wir genau auf seine Gestik und Mimik achten, um herauszufinden, ob es sich den Kontakt zu uns wünscht und was es von unserer Annäherung hält.
Wenn ich auf ein Pferd zugehe und es wendet seinen Blick ab, ist dies eine Geste, die bedeutet, dass es für den Kontakt, aus welchem Grund auch immer, nicht bereit ist.
Ich werde stehen bleiben und warten, ob sich mir das Pferd wieder zuwenden möchte. Hier beginnt bereits der Dialog zwischen dem Pferd und mir. Wenn sich das Pferd mir wieder zuwendet, könnte ich mich langsam weiter auf es zubewegen.
Immer wenn es sich abwendet, bleibe ich stehen. Wenn es fortgeht, habe ich zu akzeptieren, dass es sich diesen Kontakt nicht wünscht. Ich kann versuchen, mich erneut zu nähern und werde an der Reaktion des Pferdes rasch erkennen, ob es sich zu einer Kontaktaufnahme „überreden“ lässt, oder nicht.
Dies gilt in einer Box, genauso wie auf einer großen Weidefläche.
Wenn sich das Pferd beim Betreten seiner Box von mir abwendet, werde ich seinen Raum nicht betreten, solange es mich nicht dazu einlädt indem es sich mir freundlich zuwendet oder mir gar entgegenkommt.
Wenn sich das Pferd Kontakt zu uns wünscht und vielleicht sogar auf uns zu kommt, ist es dann wieder wichtig, auf unseren individuellen Raum zu achten. Also das Pferd nicht sofort in uns „hineinrumpeln“ lassen, sondern es darum bitten, sich uns höflich zu nähern. Wir können ihm unsere Hand anbieten, um daran zu schnuppern und es gegebenenfalls danach näher zu uns einladen.
Ein unsicheres Pferd, wird sich wahrscheinlich nicht von sich aus gleich annähern. Es wird sich immer wieder abwenden.
Wenn wir es in seiner Kommunikation respektieren, ihm die Zeit geben, die es braucht, um sich für einen Kontakt zu öffnen, wird es vertrauen fassen und sich verstanden fühlen.
Ein selbstbewusstes Pferd, wird eher auf uns zukommen und wird eventuell auch gleich mit einer „Leibesvisitation“ beginnen. Hierbei ist es wichtig, dass wir es um Höflichkeit bitten. Wir sollten also ausdrücken, dass wir uns ein achtsamen annähern wünschen und das ein eventuelles Beschnuppern auch nur vorsichtig erfolgen kann.
Lassen wir distanzloses Verhalten zu, wird das Pferd immer mehr austesten, wie weit es unsere Grenzen überschreiten kann und wird uns in unserer Kommunikation nicht mehr respektieren können.
Oft sind diese Begegnungen mit dem Pferd eher kurz. Das Pferd überprüft kurz, ob es im Moment etwas Interessantes an uns finden kann und wendet sich dann wieder ab, um etwas Anderes zu tun. Wenn das der Fall ist, sollte das auf jeden Fall respektiert werden. Für das Pferd ist das Interesse, genauso wie für uns, nicht an jedem Tag gleich. Wir können versuchen, uns auf die verschieden Weisen für das Pferd „attraktiv“ zu machen, sollten es allerdings akzeptieren, wenn sich das Pferd nicht mit uns befassen möchte. Es wird jeden Tag, jeden Moment anderes sein.
Leider sind wir oft so mit uns selbst beschäftigt, dass wir manchmal gar nicht wahrnehmen, was unser Gegenüber uns zu sagen versucht und übertreten somit oftmals die Grenzen.
Wir stülpen unsere Bedürfnisse über die des Anderen. In Bezug auf Pferde bedeutet dies oft, dass sie ohne gefragt zu werden gestreichelt, von ihrer Herde getrennt, geritten etc. werden.
Diese „erste“ Begegnung mit dem Pferd ist ein essenzieller Moment. Das Pferd erfährt hier, ob es respektvoll behandelt wird, oder nicht. Es erfährt auch sofort, ob wir in der Lage sind auf uns selbst aufzupassen und in der weiteren Folge würdig sind, von ihnen begleitet zu werden.
Wir sollten diesen Momenten der Begegnung sehr große Aufmerksamkeit schenken!